OpenData durch zivilen Ungehorsam

Während des Festivals Interactive Cologne, das vom 17. bis 23. Juni 2013 stattfindet, trafen sich OpenData-Experten in der Trinitätskirche, um in 45 Minuten eine Vision für OpenData zu entwerfen. Herausgekommen ist eher ein pragmatischer Ansatz: Hacken!

Auf dem Podium saßen diejenigen, die man in Köln eben einlädt, wenn es um OpenData geht, plus Julia Kloiber von der Open Knowledge Foundation (OKFN): Marian Steinbach, Datenvisualisierer  und Offeneskoeln.de, Sabine Möwes und Dirk Blauhut von der Stadt Köln.

Mündige Bürger durch OpenData
Der Moderator eröffnete das Panel und verwechselte prompt OpenData mit BigData. Wäre schon schön gewesen, wenn er sich zuvor den Wikipedia-Artikel durchgelesen hätte.  Seine Einstiegsfrage gab den Panel-Teilnehmern aber die Chance wieder zurück zum Thema zu kommen: Was ist die wildeste These im Bezug auf OpenData?

Für Marian Steinbach ist klar: Es muss noch mehr gehen. OpenData sei das Fundament für eine demokratische Gesellschaft. Julia Kloiber hofft, das durch OpenData Bürger zu mündigen Bürger werden.

Sabine Möwes fordert Schnittstellen für Fachanwendungen
Frau Möwes von der Stadt Köln erklärt, das es früher ausgereicht habe eine Bürgerversammlung einzuberufen, das System habe sich aber durch das Internet verändert. Fachanwendungen seien veraltet und wurden ohne eine Schnittstelle  für viel Geld programmiert. In Zukunft müsste es so sein, das neue Fachanwendungen standartmäßig mit Schnittstellen ausgeliefert werden.

Mehr Informationen am Beispiel Godorfer Hafen
Marian Steinbach übernimmt nun für einen Moment die Aufgabe des Moderators und stellt die Frage: Warum gibt es den Mangel an Transparenz? Am Beispiel der Einwohnerbefragung vom 10. Juli 2011 zur Erweiterung des Godorfer Hafens erklärt er, das es eben nicht gereicht habe einen Handzettel mit ein paar Bulletpoints zu haben, um daraufhin eine gute Entscheidung treffen zu können. Für Steinbach bedeuten mehr Daten also immer eine bessere Grundlage für solche wie ihn, Daten aufzuarbeiten und präsentieren zu können, damit Bürger bei komplexen Entscheidungen bessere Entscheidungen treffen können. Die Gegner des Hafenausbaus scheiterten damals.

Vorbehalte verzögern OpenData
Möwes und Blauhut schildern ihre Erfahrungen wenn sie versuchen den Anfragen zu entsprechen und die Daten verfügbar zu machen. Blauhut hat entdeckt, das es viele Daten einfach nicht gibt. Wenn es aber Daten gebe, dann gebe es von Seiten der angesprochenen Dienststelle Vorbehalte. Denn sobald Daten herausgegeben werden, macht man sich angreifbar. Es herrsche Unsicherheit die abzubauen eine ständige Aufgabe sei.

In einer perfekten OpenData Welt … Kreisverkehr!
Wie könnte die ideale OpenData-Welt aussehen? fragt der Moderator, nachdem er gemerkt hat, das er mit den Teilnehmern nicht über Prism sprechen kann (zwei gescheiterte Versuche).
Für Julia Kloiber von der OKFN wäre es optimal, wenn nicht mehr über OpenData gesprochen würde, sondern es ganz natürlich überall eingebunden würde.
Sabine Möwes sieht in einer idealen Welt das Vertrauen in die Verwaltung wiederhergestellt. Sie versucht das anhand eines Beispiels zu verdeutlichen. Möwes bittet um Handzeichen bei der Frage, ob eher eine Ampel oder ein Kreisverkehr vor eine Schule gebaut werden sollte? Die Mehrheit zeigte bei der Amepl auf, dabei sei der Kreisverkehr sicherer. Genau hier könnte OpenData wirken und die Glaubwürdigkeit und fachliche Kompetenz der Verwaltung stärken.

Der Weg zu mehr OpenData
Erneut stellt Marian eine zielführende Moderatorfrage: Wie können wir mehr OpenData erreichen?  Für Dirk Blauhut führt kein Weg daran vorbei zunächst eine Liste zu erstellen und herauszufinden, welche Daten gesammelt werden. Für Julia Kloiber geht es Stück für Stück voran, wobei sie hin und wieder beim Blick auf die Landkarte den Wunsch verspürt in ein kleineres Land auszuwandern. Stadt für Stadt müssten die Daten befreit werden. Köln sei da aber vorbildlich, sei sie doch nach Berlin die zweite Stadt, die ihre Verkehrsdaten öffne.
Marian Steinbach ruft dann zu zivilem Ungehorsam auf, wenn Daten sich sträubten befreit zu werden. Noch muss er für sein Projekt Offeneskoeln.de die Daten scrapen (per Code aus einer Seite auslesen), ebenso wie beim Projekt Schienenliebe. Dort komme aber Bewegung rein. Die KVB signalisierte Kooperationsbereitschaft und auch beim Hersteller des Ratsinformationssystems tue sich etwas.

Next up: Wahlen
Für Blauhut und seine Abteilung steht als nächstes die Bundestagswahl am 22. September 2013 an. Erstmalig wird dort eine neue Wahlsoftware eingesetzt, die es ermöglicht die Daten als Opendata (maschinenlesbar) zur Verfügung zu stellen. Erste Testdaten stehen bereits zur Verfügung. Somit können Visualisierer und Entwickler sich auf die Wahl vorbereiten.

Offene Daten Köln: Musterdatensätze zur Bundestagswahl 2013 (Update!)

Droid Boy: KVB-Verkehrsdaten im Schritttempo
Ksta.de: Städtische Daten für alle

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