Der Anspruch auf Informationsfreiheit ist universell.

Wage ich zu behaupten. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir über einen Staatsvertrag sprechen und gewählte Politiker die Verantwortung haben, oder ob wir einen Geschäftsvertrag unterzeichnet haben und der zuständige CEO verantwortlich ist.

Im Laufe der aktuellen Diskussion um Wikileaks und Informationsfreiheit, wird mir die Debatte zu einseitig geführt. Dabei ist das eigentlich erst mal nichts Schlechtes, geht es schließlich darum, eine Sache ordentlich zu Ende zu bringen.
Und hier sind wir ja zunächst einmal am Anfang. Es hat gerade erst begonnen, die Sache mit Wikileaks. Der Trubel um Assange legt sich allmählich. Es wird sicher nochmals aufgewärmt werden, wenn es schließlich darum geht, ob Assange tatsächlich gegen ein Recht in den USA verstoßen hat und ob er ausgeliefert werden soll. Bis dahin können wir uns wieder getrost den Inhalten der Leaks widmen.

Oder sich bisweilen auch darüber Gedanken machen, welche weiteren Entwicklungen durch die Geisteshaltung zu erwarten sind, mit der es angefangen hat, und die sich wie eine Pandemie über den Globus verbreitet hat.

Unter der informationstechnologischen Elite, wenn man sie so nennen will – vielleicht besser man bleibt bei Geeks und Nerds und Hackern und Freiheitskämpfern – war die Idee der Informationsfreiheit ja nichts neues. Mit der „Erfindung“ des Internets erfuhr sie sicher schon mal einen Boom und führte zu einer Subkultur. Wikileaks hatte die Kraft diesen Gedanken letzendlich aus der Subkultur hinauszukatpultieren und Themen zu einem globalen Diskussionsgegenstand zu machen. Der ländliche Stammtisch spricht genauso über Wikileaks wie die sogenannte Bildungselite. Nicht zuletzt im Übrigen deshalb, da die USA sich so unsagbar falsch und damit äußert produktiv für die Verteilung dieser Sporen verhalten haben.

Wir Deutschen konnten zufälligerweise mehrere Erruptionen bürgerlichen Engagements auf dem gesellschaftlichen Seismographen messen. Stuttgart 21 und Anti-Atom Demonstrationen sind nationale Angelegenheiten, in denen zum Teil mehr die Informationspolitik oder der generelle Umgang mit den Bürgern im Vordergrund standen.

Die Idee greift um sich. Die Menschen hierzulande schnuppern wieder die Luft der Freiheit und die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Doch sind wir gerade erst infiziert worden. Der Organismus lebt global, und der Virus liegt in einer Mutation vor, um bei dieser Metapher zu bleiben, die wir noch nicht kennen. Ich sehe uns noch in der Inkubationszeit, auch wenn sich schon erste Symptome zeigen.

Meine Prognose, meine Hoffnung, ach was meine Forderung ist: Der Anspruch auf Informationsfreiheit geht nicht nur Regierungen an, sondern auch Firmen, Organisationen, Stiftungen.

„Unsere Datensätze haben uns nahegelegt, das es besser ist, das wir uns so entscheiden.“

Wenn man so einen Satz hört, ist grundsätzlich Misstrauen angesagt. Ich will diese Daten sehen, wenn darauf Entscheidungen beruhen, die mich direkt beeinflussen.
Wir trauen milliardenschweren Organisationen mehr als unserer Politik. Dabei ist ihr Einfluss vergleichbar. Sie bestimmen, was wir konsumieren, wo es herkommt, wie sehr wir die Umwelt belasten, welche Länder wir ausbeuten. Ich will alle Informationen darüber haben. Ist es denn nicht sogar so, das wir in einer viel prekären Abhängigkeit stecken, wie wir es gegenüber einer Regierung sind? Regierungen kann man abwählen. Wenn ich mich aber für ein Produkt entscheide aufgrund seiner Eigenschaften, dann bleibt mir oft nur eine schlechtere Alternative.

Auch hier sollten wir anfangen diesen Gedanken anzubringen. Wir brauchen nicht nur politische Leaks. Ich erwarte nach einer Phase der politischen Leaks eine Phase der Wirtschaftsleaks, mit Skandalen um Arbeiterausbeute und Umweltzerstörung. Eine neue Zeit ist gerade erst im Anbeginn.

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