Coworking-Update in NRW: WeWork, WorkInn und das schöne Münsterland

Wie hat sich die Coworkingszene in NRW entwickelt? Vier Jahre sind seit meinem letzten Update vergangen. Zeit für ein Update!

Einleitung

Was mache ich hier eigentlich?

Seit über 12 Jahren beobachte ich die Coworkingszene in NRW. Und seit dem podcaste und blogge ich in unregelmäßigen Abständen über Coworking. Anfänglich nur über Kölns Coworkingspaces, damals noch Betahaus und Coworking in der alten Gasmotorenfabrik. Später auf ganz NRW bezogen. Spannend ist vor allem die Entwicklung im Laufe der Zeit beobachten zu können. Wenn ich also heute wieder ein Update fahre, dann hat sich wieder einiges getan im einwohnerstärksten Bundesland Deutschlands.

Was ist die Coworking-Map?

Meine Coworking-Map ist die Visualisierung einer mittlerweile sehr umfangreichen Google-Tabelle an Coworkingspaces. Beide Dokumente sind für jeden einzusehen. Die Tabelle kann kommentiert werden und ist das Arbeitsdokument. Dort findet sich auch eine Spalte mit geschlossenen Spaces. Ist ein Space verifiziert worden, wird er händisch in die Map übertragen. Aktuell befinden sich 117 Locations auf der Map. Die Map wurde in all den Jahren über 28.000 Mal aufgerufen.

Der Status Quo

Aktueller Stand: 22. März 2024
Gelistete Spaces: 118
Geschlossene Spaces: 54
Anzahl Städte und Dörfer: 54
Reihenfolge der Städte nach Anzahl Spaces: Köln (21),Düsseldorf  (13), Münster (9), Dortmund (5), Solingen (4), Aachen (4), Bochum  (4), Essen (4), Bonn (3), Wuppertal (3), Coesfeld (2), […] danach nur 1 Space pro Ort.

Ab zur Map!  Google Liste

Alle Neueröffnungen (31)

Alle Schließungen (19)

  • AREO Treibhaus Coworking in Düsseldorf entfernt
  • Co Fashion Design Lab in Düsseldorf entfernt
  • Coffice Dülken in Viersen entfernt
  • Cologne Games Haus in Köln entfernt
  • Cowoki – Coworking Plus in Sülz in Köln entfernt
  • Coworking Köln / KölnBonn entfernt
  • Coworkit Solingen Wald geschlossen und entfernt
  • CoWorld entfernt, Webseite down und keine Reaktion auf Nachfrage
  • CreatorsLoft Cologne entfernt, Webseite down, keine Reaktion auf Nachfrage
  • Dezentrale in Dortmund entfernt
  • District Coworking in Köln 2 Mal entfernt, Social Media Kanäle gelöscht, keine Antwort auf Nachfrage
  • Gateway der Uni Köln entfernt, da kein Coworking mehr auf der Webseite
  • Impact Hub Ruhr entfernt, da sie geschlossen haben
  • Pionierhaus in Krefeld entfernt
  • rent24 in Dortmund entfernt
  • TwoStay in Bochum und Köln entfernt
  • Wollmarktstraße in Paderborn entfernt
  • Work Café im Tectrum Duisburg entfernt, da keine Hinweise auf Coworking mehr
  • Zeitraum in Köln entfernt

Überschrift für den Absatz, in dem ich über das schreibe, was mir aufgefallen ist

WeSpeculate Space

Die vielleicht medienwirksamste Story der letzten Jahre zum Thema Coworking und shared Office Spaces war sicher die Causa WeWork. Vor allem als Mahnmal fehlgeleiteten Super-Kapitalismus. Das bisweilen bis zu 45 Mrd. US-Dollar bewertete Unternehmen erlebte 2021 den Start seines Niedergangs nach dem fehlgeschlagenen Versuch an die Börse zu gehen. Es wurde ein Versuch mit neuem CEO unternommen das Unternehmen profitabel zu bekommen oder einfach das Schlimmste zu verhindern. Seit November 2023 steckt WeWork nun im Insolvenzverfahren und auch deutsche Standorte sind von Schließungen betroffen. Von den zwei Standorten in NRW, die beide in Köln und mit 150 Meter Luftlinie auseinanderlagen, schließt nun der Standort am Friesenplatz. Das bestätigte mir ein Mitarbeiter auf Nachfrage per Email. Noch sind Tagestickets für den Standort über die App buchbar. Aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

Damit bleibt nur ein einziger Standort von WeWork in NRW. Mitkonkurrent Spaces betreibt mittlerweile vier Standorte, drei davon in Düsseldorf. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass hochpreisige Angebote eher zur Landeshauptstadt passen. Die Befürchtung, dass WeWork einen großen Einfluss auf die Coworkingcommunity nehmen könnte, erfüllte sich damit nicht.

Weitere Infos:

Was bleibt noch von Corona?

Wie sind die Auswirkungen durch die Jahre der Corona-Pandemie zu bewerten? Schon während der Pandemie habe ich mich bei Betreibern umgehört. Mieter waren meist solidarisch, Hilfen des Staates kamen an. Ein direkter Einfluss auf die Coworkinbranche ist meiner Meinung nach nicht zu bemerken.

Einen spürbaren Effekt könnte aber durchaus die Gewöhnung an HomeOffice und Remote Work haben. Was mir beim letzten Durchgang aufgefallen ist, sind die vielen Spaces, die es mittlerweile auf dem Land gibt. Sie könnten eine Folge dieser Entwicklung sein.

Während das Land und die Fläche von dieser Entwicklung profitiert haben könnten, ist das vielleicht eine Erklärung für die etwas zurückgegangene Nachfrage in den Städten. Belegen kann ich es allerdings nicht. Wenn man sich die Liste der in den letzten vier Jahren zugemachten Spaces anschaut, führt Köln, gefolgt von Düsseldorf, also den beiden größten Städten in NRW. Da ich in Köln ein paar der Betreiber:innen kenne, die ihre Spaces geschlossen haben und auch ihre Gründe, weiß ich, dass das eher nichts mit Corona zu tun hatte.

So hat das Creatorsloft zum Beispiel geschlossen, weil die Betreiberin Madeleine Heuts nach New York ausgewandert ist. WeWork schließt aufgrund eigenem Verschulden.

Münster und sein liebes Land

Zu den positiven Auffälligkeiten gehört sicher Münster und das Münsterland. Münster alleine hat vier neue Coworkingspaces, die alle einen sehr schönen Eindruck machen. Das Münstlerland und seine kleinen Städtchen und Dörfer hat fast 10 neue Spaces dazugewonnen, davon zwei auf Höfen. Damit rückt Münster mit 9 Spaces auf Rang 3 in NRW, was sehr beeindruckend ist. besonders die Havenpromenade scheint es den Münsteraner Coworkenden angetan zu haben. Drei Spaces sind direkt am Hafenbecken.

WorkInn und WorQs auf Wachstumskurs

Ebenso beeindruckend zeigt sich die Entwicklung der beiden Coworking-Ketten WorkInn und WorQs. Kette klingt gleich immer ein bisschen heftig. Wenn ich hier aber von Kette spreche, meine ich das im positiven Sinne: Verkettetes Coworking. WorkInn hat mittlerweile 13 Fillialen, die auf der Karte wie eine Kette aufgereiht sind. Seit meinem letzten Update sind 5 neue Spaces hinzugekommen. WorkInn hat schon früh einen starken Expansionswillen gezeigt, und sich von Corona auch nicht abhalten lassen. Dabei übertreiben sie es nicht mit der Größe der Spaces, sondern eröffnen lieber mehrere Kleine. Alleine Bochum hat 3 Spaces.

Dazu schrieb ich: Work Inn in der Corona-Krise: „Es hat sich nichts an unserer Wachstumsorientierung geändert“

WorkInn-CEO Tim Schabsky beurteilt die Lage der Coworkingspaces allgemein so:

Die letzten drei Jahre waren für die junge Branche ein ziemlich perfekter Sturm (Pandemie, Inflation, Wirtschaftskrise) und eine gewaltige Herausforderung. Gleichzeitig hat sich Coworking vom Nischenangebot für Freelancer und Start-Ups zum validen Arbeitsmodell für Dienstleistungsunternehmen jeglicher Größenordnung entwickelt.Tim Schabsky

WorQs hat nicht nur in NRW ein starkes Wachstum hingelegt: In Deuutschland zählt die Marke bereits 20 Filialen, wobei das teilweise auch Partnerschaften sind, in denen die Buchungssoftware genutzt wird. In NRW sind sie in acht Städten vertreten, vor allem in kleineren, wovon Aachen die größte ist. WorQs gehört als Marke zur Cowork_ag. Der Geschäftsführer ist Tobias Kollewe, der gleichzeitig der Präsident und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland e. V. ist. Eines Tages werde ich es schaffen ihn mal zu interviewen. 🙂

Zwei Anmerkungen will ich am Ende noch loswerden:

  • Der Startup-Inkubator und Accelerator Startplatz in Köln besteht mittlerweile seit 12 Jahren und gehört zu den Urgesteinen der Coworkingszene. Zum 10-Jährigen gab es eine tolle Party, an der auch ich ein Stück Kuchen gegessen habe. Während Corona musste der Sartplatz vor allem darunter leiden, das Startups sich abmeldeten und auf Home Office wechselten. In diesem Jahr stellt sich Startplatz personell neu auf. Mit dem AI Hub hat der Startplatz Anfang letzten Jahres den Nagel auf den Kopf getroffen. Wöchentlich finden zum Thema Workshops, Meetups und Konferenzen statt.
  • Kölns nerdigster Space der Kalkspace sucht neue Räumlichkeiten. Hinweise gerne in die Kommentare oder direkt an die Nerd:innen.
  • Cowoki, Kölns erster Space für Eltern und Kind, feiert 7-jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch!
  • Im MachWerkHaus soll es zukünftig einen Coworkingspace geben. Frank Zumbruch meldete das heute beim Creative Mornings Event an. Sobald es soweit ist, werdet ihr das hier erfahren.

Anmerkungen

Meine Coworking-Map betreibe ich nebenbei, solange es meine Zeit zulässt. Wenn ihr also Ergänzungen für mich habt, oder ihr Fehler gefunden habt, lasst es mich gerne wissen. Schreibt in die Kommentare oder drückt diesen Knopf.

Space einreichen

Was sind meine persönlichen Kriterien, um als Coworkingspace in die Liste aufgenommen zu werden?

  • Space muss eine Webseite haben.
  • Es muss das Wort Coworking auf der Webseite vorkommen.
  • es muss ersichtlich sein, dass der Space tatsächlich ein Coworkingspace ist.
  • Nicht zu kleiner Space.
  • Es muss irgendwie ersichtlich sein, dass er Space noch aktiv ist (Social Media-Postings) oder es muss auf Mails und Anfragen reagiert werden.
  • Am Ende muss ich ein gutes Gefühl haben, Besucher:innen dieser Webseite den Space empfehlen zu können.

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