Alles nicht so schlimm!

Wie das Internet die Sprache durcheinander bringt.

Meinen Beobachten zu Folge ist das alles nicht so schlimm wie es klingt. Meine Freunde auf Facebook sind eigentlich gar nicht meine Freunde, ich werde nicht in echt angestupst, und wenn einer meiner sogenannten Freunde ganz plötzlich nicht mehr mein Freund ist, dann brauche ich deswegen nicht traurig sein.

Das Internet ist eine große Theaterbühne. Nichts ist wie es scheint, alles nur gestellt, imitiert, vorgespielt.

Es ist virtuell, sagt man dazu. Im echten Theater würde man nicht sagen virtuell, da wäre es künstlich, vielleicht sogar künstlerisch (wertvoll oder eben nicht). Und Analogien zwischen dem, was im Theater gespielt wird, und seinem eigenen echten Leben, lässt man da schon eher zu. Denn dort oben stehen auf einer echten Bühne echte Menschen, die nachvollziehbare Handlungen vollbringen, mit denen man sich identifizieren kann.
Gehen wir einfach mal davon aus, das uns dieses Theaterstück gefällt.

Ganz anders ist das im Internet. Was wir da sehen ist nur die Spiegelung von etwas, das niemals echt war, vergleicht man es mit dem Theater.  Aber es ist noch viel schlimmer. Ich benutze Worte um Beziehungen zu Menschen zu beschreiben, die ich noch nie gesehen habe. Freund, zum Beispiel. Es suggeriert eine Beziehung.

„Und hier trickst uns die Theaterbühne internet gewaltig aus, denn sie verwendet Metaphern für etwas, was es eigentlich gar nicht ist.“

Obwohl es sein kann, das es mit echten Freunden in der echten Welt anfängt, beschreibt das, was man da hat im Internet, nicht die eigentliche Freundschaft. Das ist mein Freund, sagt man wenn man die Anfrage bestätigt oder selbst anfragt. Aber dafür muss man schon zuvor ein Freund gewesen sein. Damit fängt es doch an, mit der Anfrage und mit den echten Freunden. Man erstellt also einen Link, eine Verknüpfung, und diese Verknüpfung suggeriert Freunschaft. Was wird da suggeriert? Freundschaft? Nein, die Verlinkung! Und die Art der Verlinkung kommuniziert, das sich diese beiden Personen in der echten Welt kennen und Freunde sind.

„Es gibt im Netz ein Kommunikationsproblem“

Ursprünglich mal so gemeint kann man aber diesen Link zu jedem erstellen. Es gibt ja keinen Kontrolleur, was auch nicht sinnvoll wäre.
Es gibt ein Kommunikationsproblem im Netz.

Begriffe der echten, realen Welt werden mit denen der virtuellen vermischt. Und weil ich verstehen kann, warum man das macht, rufe ich auf, das nicht alles so ernst zu nehmen. Das Internet bringt die Sprache durcheinander. Die Eskimos haben 100 verschiedene Wörter für Schnee. Das Internet nur ein Wort für 100 Bedeutungen. Wir brauchen eine Ausdifferenzierung der Internetsprache. Aber dafür braucht es Zeit.

Facebook nutzt diese Verwirrung geschickt aus, um mit uns Geld zu verdienen. Das tun auch andere, aber in letzter Zeit macht es Facebook mit so vielen Menschen wie vielleicht sonst niemand zuvor. Die Diskussion über die sogenannte Freundschaft aus Facebook fand schon recht früh statt, und immer wieder tauchen Artikel in der Bloggosphäre auf, aber auch in echten aus Zeitung bestehenden Artikeln. Doch bisher habe ich noch niemanden die Metaebene untersuchen sehen.

Ganz natürlich nehmen wir die Worte hin, die uns da gegeben werden. Und während manche Worte ganz offensichtliche Metaphern sind wie Virus oder Freund, sind andere nicht so eindeutig falsch deskriptiv. Email suggeriert ja eine Differenz zwischen der echten Post und einer im Netz versendeten Nachricht. Während Postfach und Papierkorb schon schwieriger sind. Das sind Worte, die Funktionen beschreiben sollen, die wir dann mit realen Objekten verknüfen, denen wir eine bestimmte Funktion nachsagen.

Es sind noch keine Worte da.

Wäre es überhaupt möglich den Objekten ein anderes Wort zu geben und wir wissen dennoch was die Funktion eines Programms oder eines Links ist? Ich bezweifle das, denn das ist der Einstieg ins Netz, dieser industriellen Gesellschaft, die gerade erst beginnt die virtuelle Welt zu entdecken. Da sind ja noch keine Worte da, denn wir befinden uns am Anfang der Entstehung einer neuen globalen und virtuellen Sprache.

Das wird den unterschiedlichen Sprachräumen ganz unterschiedlich schwer fallen. Die englischsprechenden Menschen werden immer wieder erklären müssen, ob sie jetzt eine echte Mail oder nur eine Email bekommen haben. Während uns Deutschen klar ist: verwenden wir ein englisches Wort, dann meinen wir bestimmt etwas aus dem Netz. Wird das Wort aber übersetzt, fangen die Probleme an, befindet sich vor dem Wort kein i oder e.

Wir klammern uns an alles vertraute und nehmen es erst mal so hin.

Wir halten fest: Nichts ist wie es scheint im Netz. Es ist alles nur virtuell und wir haben die Aufgabe es genau so zu sehen. Auf Theaterbühne Internet wird ein Stück im Stück gespielt, mit sehr abstrakten Objekten mit einer sehr rudimentären Sprache, die uns irgendwie bekannt vor kommt. Wir klammern uns an alles vertraute und nehmen es erst mal so hin.
Das Internet spielt mit unserer Sprache. Und wir können mit der Sprache spielen. Es wird sich zeigen, wohin diese neue Sprache sich entwickelt.

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