Die Veranstaltungspyramide

Die Veranstaltungsszene in Köln hat eine Größe erreicht, die in der Region von sich reden macht. Dennoch schaffen es andere Städte eher Startups hervorzubringen, die durch Venture Capital finanziert werden. Auf dem ADVANCE Coaching Day sprach ich mit Ole Kebbel, Investment Manager vom High Tech Gründerfonds. Er erklärte mir am Bild einer Pyramide, wie die Veranstaltungsszene dafür sorgen kann, das mehr Startups, insbesondere aus Köln, bei ihm ankommen könnten.

Die Idee einer Veranstaltungspyramide finde ich so sinnvoll, das man sie nicht nur auf die Gründerszene anwenden kann.
In diesem Blogpost möchte ich den Versuch wagen die Netz-Szene aus NRW mit Hilfe einer Veranstaltungspyramide mehr in Schwung zu bringen. Für bessere Events, eine größere Szene und glücklichere Menschen.

Nicht das sie es sonderlich nötig hätte, die Netz-Szene in NRW. Zumindest, wenn es nach den Zahlen geht: Wöchentlich finden bis zu 30 Veranstaltungen statt. Das Problem ist eher: Wo gehe ich hin? Und aus Sicht der Veranstalter: Was will die Zielgruppe? Gibt es eine Marktlücke?

Was will eine Veranstaltungspyramide?

Die Veranstaltungspyramide will anhand eines einfachen Schaubildes Funktionen und Bedürfnisse einer Veranstaltungsszene zeigen. Jede Stufe steht für eine andere Zielgruppe innerhalb einer Szene und damit für eine andere Veranstaltungskategorie. Eine Pyramide bezieht sich aber immer auf eine Szene, zum Beispiel der Startup-Szene. Es gibt zwar auch Veranstaltungen, die es auf mehrere Zielgruppen absehen. Will man jedoch verstehen, wo sich eine Veranstaltung innerhalb einer Szene befindet, muss man die Pyramide einer Sub-Szene betrachten.

  • Es findet eine Entwicklung von unten nach oben statt.
  • Je höher man in der Pyramide kommt, desto kleiner ist die Zielgruppe
  • Je höher man in der Pyramide kommt, desto höher sind die Eintrittspreise
  • Jede Stufe steht für andere Needs der Zielgruppe und damit für eine andere Veranstaltungsart

Wie bei jedem Modell, das lediglich wenige Aspekte erklären und verbildlichen will, gibt es Ausnahmen und das Modell trifft nicht auf alles und jeden zu. Da das auch kein Modell will, stellt das kein Problem dar.

 

1) Das Fundament

NRW gehört zu den Einwohnerstärksten Bundesländern Deutschlands, hat eine ausgezeichnete Infrastruktur und weißt mitunter die höchste Gründungsquote unter den Bundesländern auf. Eine solide Basis, um so etwas wie eine brodelnde Startup-Szene entstehen zu lassen. Die Basis stellen niederschwellige Events dar, zu denen jeder eingeladen ist, der sich angesprochen fühlt oder einfach Interesse hat die Szene kennen zu lernen. Solche Veransaltungen sind das Tor einer Szene. Je öfter es offen steht und je weiter es sich öffnet, um so breiter ist auch die Basis.

Hier finden falls überhaupt nur kurze Vorträge zu einem Thema statt. Das Netzwerken steht in einer lockeren Atmosphäre klar im Vordergrund. Essen und Trinken sind meist frei oder durch einen Sponsor getragen. Handelt es sich um eine sehr kleine Veranstaltung wie einen Stammtisch, einen Tweetup oder eine Usergroup, kann es fachlich durchaus in die Tiefe gehen. Da es aber hauptsächlich um Kennenlernen und Lernen geht, ist die Atmosphäre sehr entspannt, freundlich und meist äußerst hilfsbereit.

Hier muss man nochmals in zwei Grupen einteilen: Events, die häufiger statt finden, sind meist kleiner und lokal beschränkt, zum Beispiel auf eine Stadt. Je weniger oft ein Event statt findet, desto größer werden die Events und desto größer wird auch der Einzugsbereich. Auf dieser Stufe kommen aber aufgrund des niedrigen thematische Einstiegslevel selten internationale Gäste.

Die Veranstalter sind meist ehrenamtlich unterwegs. Hier gilt: Je häufiger die Veranstaltung statt findet, desto weniger monetär sind die Beweggründe.

Das Fundament besteht aus einem Mix aus allen weiteren Stufen plus Interessierten. Hier wird auch der meiste Lärm gemacht. Im Günstigsten Fall schafft es eine Fundament-Veranstaltung jemanden so sehr von der Szene zu begeistern, das er es irgendwann einmal wagt, den nächsten Schritt zu machen.

 

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Der ADVANCE Coaching Day 2013 – Startups mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen in einer Veranstaltung. Was sind die Vor- und Nachteile?

 

 

2) Fortbildungsstufe

Jetzt beginnt die Selektion. Die Veranstaltungen sind thematisch anpruchsvoller. Sei es, das sie wesentlich umfangreicher sind, oder mehr in die Tiefe gehen. Das spricht all jene an, die über das Hörensagen hinaus wollen und zu einem Thema einen ersten Einstieg oder eine weiterführende Lektion wollen. Mit der Option einem Experten Verständnisfragen stellen zu können. Hier gilt es auch herauszufinden, ob die Szene (das Thema) wirklich etwas für einen ist, oder um zu sehen, auf welchem Stand man sich befindet.

Hier beginnen die Eintrittspreise zu steigen. Das liegt unter anderem daran, das die Zielgruppe kleiner wird. Location und Experten sind hier meist noch die Gleichen. Sponsoren decken die Kosten und Veranstalter machen das zwar immer weniger um der Ehre willen. Aber meist geht es darum einfach nur die Kosten zu decken.

 

3) Professionalisierung

Hier fängt das „Business“ an. Veranstalter sind jetzt meist monetär getrieben und wollen neben tollen Kontakten auch etwas im Geldbeutel sehen. Das liegt aber eher daran, das die Zielgruppe anspruchvoller wird: Hervorragende Locations, nationale Speaker, angesehene Experten und die Möglichkeit Menschen zu treffen, die sie geschäftlich weiter bringen. Hier geht es nun immer weniger um fachliche Fragen, dafür immer mehr um Motivation und Geschick. Das bedeutet natürlich auch einen höheren Eintrittpreis. Aber es kann auch schon sein, das es ein Bewerbungsverfahren gibt. Nur wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, geht es weiter in der Fahrt zur Spitze der Pyramide.

Diese Veranstaltungen sind mindestens regional, und immer häufiger national.

 

4) Die Spitze, Oder: Bling! Bling!

Hier will man hin, wenn es um ernsthafte Geschäftsabschlüsse und Investitionen in einer beeindruckenden Höhe geht. Kleine, seltene Veranstaltungen mit horrenden Eintrittspreisen an exquisiten Eventlocations mit internationalen Speaker sind hier die Regel. Aber das muss nicht sein. Auch weniger dick auftragende Veranstaltungen können ihren Zweck erfüllen. Dennoch: Es geht um Investitionen und Geschäftsanbahnungen, die ohne diese Veranstaltung nicht zu Stande gekommen wären. Wer Geld hat muss meist ordentlich in die Tasche greifen, wer an das Geld ran möchte, muss sich für die Veranstaltung qualifizieren.

Für Startups ist hier ein Treffen mit Venture Capital auf dem Programm. Das Produkt hat sich bewehrt, das Startup ist gewachsen und hat seine Kinderkrankheiten abgelegt.

 

Was bedeutet die Pyramide für für den Event-Besucher?

Für die allermeisten werden die oberen beiden Stufen nicht von belang sein. Und das ist auch vollkommen ok. Hier geht es um spezialisierte Veranstaltungesformate mit auf die Zielgruppe spezialisierten Zielen, die bei Unbeteiligten auf Unverständnis treffen können. das ist nicht weiter schlimm, denn die Vielzahl der Events befinden sich in den unteren beiden Stufen. Will man es allerdings beruflich weiter bringen, empfiehlt es sich zu überlegen, welche Veranstaltungen es in der Professionalisierungs-Stufe gibt. Wenn nicht in der eigenen Region, dann vielleicht woanders? Lohnt sich denn Eintritt, Fahrt- und Übernachtungskosten? Und dann auch noch für zwei Personen? Dazu kann man sagen: Werden Menschen auf diese Veranstaltungen geschickt, die sich wirklich für das Thema und die Weiterentwicklung ihrer Firma oder ihrer Berufes interessieren, sind diese von unschätzbarem Wert. Wichtig ist sich vorher im Klaren darüber zu sein, was man will und sich einen Plan zu machen, wie das erreicht werden soll. Dann können 2000 Euro Kosten sich durch rentable Geschäftskontakte um ein Vielfaches auszahlen.

 

Der Funnel-Effekt

Es ist immer schön etwas erklärt systematisch dargstellt und erklärt zu bekommen. Das Pyramiden-Modell ist einleuchtend. Dabei möchte es nicht einfach nur schick sein, sondern auch einen Effekt haben. Das gilt insbesondere für „Veranstaltungs-Veranstalter“. Schaut euch die Pyramide an und überlegt euch: Wie sieht diese Pyramide für meine Zielgruppe aus? Wo steht meine Veranstaltung und wie kann ich mit den neuen Erkenntnissen mein Event verbessern? Gibt es vielleicht noch eine unbesetzte oder mangelhaft besetzte Stufe?

Letztendlich geht es darum für die Zielgruppe so nützliche Events zu organisieren, damit immer mehr Menschen aus unserer Region es an die Spitze schaffen. Seien es nun Startups, die internationale Investoren anziehen oder Entwickler, die als Speaker auf internationalen Events sprechen. Das schlimmste was passieren kann: Die Szene wächst, es wird mehr Aufmerksamkeit, mehr Veranstaltungen und auch mehr Menschen geben, die bereit sind, für eure Events zu bezahlen.

 

Alle Events aus der Netz-Szene in NRW: NERDHUB

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