Es ist Zeit der Idee eines bezahlten Journalismus Nachdruck zu verleihen

Das Münchner Startup LaterPay und der Journalist Richard Gutjahr haben vergangene Woche ein Mikropayment-System vorgestellt, das Journalisten und Blogbetreiber im Allgemeinen ermöglichen soll durch Kleinstbeträge von ihren Lesern bezahlt zu werden, ohne 36 von 50 Cent an den Anbieter abgeben zu müssen. Außerdem zahlt der Leser erst ab einem bestimmten Betrag und zwar später. Wie genau das funktioniert, erklärt euch Gutjahr am Besten selbst. Hier folgt nun der Kommentar Nr. 187, den ich unter seinen Artikel gepostet habe, sozusagen als offener, freistehender Kommentar.

Lieber Richard, beinahe entschuldigst du dich dafür in deinem Beitrag etwas neues auszuprobieren, auch, weil du dadurch eben nicht mehr neutral sein kannst. Musst du auch nicht. Seit wann sind denn Journalisten die ganze Zeit neutral? Bei dieser Sache geht es ja gerade darum ganz klar für eine Sache zu kämpfen. Für gewöhnlich tun wir das für die Schwachen, gegen Steuerverschwendung oder um Oma Erna und ihrem Laden Gehör zu verschaffen. Und jetzt geht es eben um ein Finanzierungsmodell für Journalisten durch Mikropayments. Das ist deine Story, die zugegebenermaßen so fett ist, das sie sich auf einen großen Teil deiner Arbeit auswirkt. Aber das ist es absolut wert.
Wir brauchen noch viel mehr Medienexperimente dieser Art!

Bemerkenswert und wichtig finde ich ja gerade den Fakt, das du ein Journalist bist. Dazu noch einer, der eine große Reputation unter Kollegen hat. Du bist halt kein Töner und Schwätzer oder ein PR-Fuzi, sondern du bist ein Macher! Du greifst nach dem ersten iPad oder stehst auf dem Tahir-Platz und twitterst von da oder startest ein experiementelles TV Format. Und dann machst du auch noch richtig guten soliden Journalismus im TV und hier in deinem Blog (und noch an vielen Stellen mehr).

LaterPay zeichnet sich unter anderem durch seine hohe Anpassungsfähigkeit aus.

LaterPay zeichnet sich unter anderem durch seine hohe Anpassungsfähigkeit aus.

Und hier sehe ich den großen Bonus gegenüber Flattr: Du bist nicht ein kommerziell motivierter Konzern, sondern ein Journalist. Da ist eine andere Motivation und ein anderes Wertekorsett. Und darum wünsche ich dir und hoffe es sehr, das LaterPay erfolgreich sein wird.

Was kann getan werden? Wir Journalisten müssen uns und in diesem Falle Dir trauen und einfach mal alle LaterPay installieren und ausprobieren. Es wird nicht perfekt sein das System, aber wir haben mit dir jemandem, durch den wir Feedback direkt an LaterPay weitergeben können. Und das du das tun wirst, das wissen wir.

Jeder Journalist sollte das in seinem Blog installieren, jeder kleine unabhängige Verlag sollte das testen.
Wenn es jemals Zeit gewesen ist einer Idee nachzugehen, einem Ideal mit der Unterstützung eines Mikropaymentsystems Nachdruck zu verleihen, dann jetzt.

Installiert alle dieses Plugin (wenn es verfügbar ist) und unterstützt das Ziel eines bezahlbaren Journalismus!

 

Webseite: Laterpay.net (Selling Page for Journalism)

5 Comments Es ist Zeit der Idee eines bezahlten Journalismus Nachdruck zu verleihen

  1. FranzL

    Gegen „installieren und ausprobieren“ ist sicher nichts einzuwenden. Aber Flattr nur als „kommerziell motivierten Konzern“ darzustellen ist mMn ziemlich überzeichnet, wenn Laterpay bis zu 15% gegenüber Flattr 10% der Zahlungen für sich behält.
    Was bei mir ebenso negativ auffällt, sind die nicht gerade positiv besetzen Begriffe „Anschreiben“ und „In App Purchase“. Man möchte doch vorher wissen, was man am Ende ausgibt, und genau das ist bei Flattr der Fall.
    Bei Laterpay entgegen hat man das Gefühl, anzuschreiben und am Ende die Rechnung präsentiert zu bekommen.
    Einig sind wir uns, dass Bezahlschranken im Netz so niedrig wie möglich sein müssen. Ob Laterpay das (Zahlungs-) Mittel der Zukunft wird, wird sich zeigen. Noch bin ich skeptisch.

  2. Droid Boy

    Hi FranzL,

    das ist sicher etwas spitz formuliert. Und zugegebenermaßen steckt hinter LaterPay auch nicht Mutter Theresa sondern kommerzielle Interessen, wie man an dieser Meldung sehen kann.
    http://www.vc-magazin.de/news/deals/item/2814-laterpay-sammelt-3-mio-eur-bei-business-angels-ein

    Allerdings will ich mit meinem Post auch all jene überzeugen, die noch „das Gefühl“ haben. Denn obwohl du das ja ruhig haben darfst, ist nciht das Problem, das es nicht den perfekten Anbieter gibt. Sondern das es einfach zu viele Leute mit Gefühlen wird. Jetzt lass uns doch endlich mal einen Anbieter richtig nutzen, damit Mikropayments für Journalisten erfolgreich funktioniert und nicht schon wieder was zum Aussetzen finden.

    Danke 🙂

  3. FranzL

    Meckermecker Pupecker…
    …Die beiden Systeme unterscheiden sich grundsätzlich dadurch, dass das eine vom Bezahlenden aus gedacht ist, und das andere von dem aus, der mit Online-Journalismus Geld verdienen will. Letztendlich muss man als Contentanbieter aber die überzeugen von denen das Geld kommen soll. Laterpay hat für mich als Konsument aber u.a. die falschen Marketingbegriffe gewählt. Und man sollte sich bewusst sich sein, dass man sich um die Konsumenten streitet, die höchstwahrscheinlich ohnehin schon bereit sind, auf die ein oder andere Weise für Online Inhalte zu bezahlen.
    Letztendlich wird es mMn darauf hinauslaufen auf welchen Plattformen die Bezahlungsweisen stattfinden können. Und da es zB. für Flattr nicht (mehr) möglich ist, im Apple Universum direkt aufzutauchen, finde ich jede Möglichkeit interessant, die mir eine globale Bezahlmöglichkeit bietet. Insofern: go for it.
    Aber so lange flattr ich noch! 😉

  4. Christian Rentrop

    Ich habe mal diese Demo ausprobiert und bin mir sicher, dass es genau da, wo es sinnvoll wäre – nämlich bei freischaffenden Netzjournalisten und Bloggern – nicht funktionieren wird. Bei Kaufhinweisen für Artikel klicke ich weiter – und ich bin selbst Content-Produzent! Da halte ich Micropayment Marke Flattr für sinnvoller. Letztlich wird das aber alles nicht funktionieren: Zu groß die Konkurrenz, zu klein die Einstiegshürden, zu selten der exklusive Inhalt.

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